1974 ging der nördliche Teil von Zypern an die Türkei – der Reiseleiter während des Paphos-Ausflugs sprach von illegaler Besetzung – während der südliche Teil schon relativ früh – wenn ich richtig gelesen habe seit den 1930er Jahren – mehrheitlich zu Griechenland gehören wollte. Das wurde aber lange verhindert, u.a. durch die Engländer, denn Zypern war bis 1959 britische Kronkolonie. Die Freiheitsbestrebungen wurden von ihnen mit der Drohung niedergeschlagen, man werde die religiösen Unterschiede gegeneinander ausspielen.

Das griechisch sprechende Süd-Zypern gehört seit 2004 zur EU und hat seit 2008 den Euro als Währung. Ich empfinde die Menschen da als offen und freigeistig und sie legen Wert auf die friedliche Koexistenz verschiedener Religionen.

Bis heute gibt es zwei große britische Basen, quasi eine Stadt in der Stadt, mit eigener Polizei, Schulen, Krankenhäusern etc. Wir sind mit dem Bus durch / vorbei gefahren und dort ist Fotografieren verboten. England nutzt diese Basen bis heute auch für Einsätze in Syrien.

Der dunkelgraue Bereich quer durch die Insel ist von der UN besetzt und bewacht und dient als Puffer zwischen dem türkischen und griechischen Teil.

Die Hauptstadt Nicosia liegt auf der Grenze und ist geteilt wie einst Berlin.

An der östlichen Küste liegt die Stadt Famagusta; dort war einst das touristische Zentrum der Insel, während der Süden landwirtschaftliche Gegend war. Seit der Übernahme der Türkei wird Famagusta Geisterstadt genannt. Dort sitzen die UN-Truppen. Es gibt einen Ausflug für Touristen, der zumindest ermöglicht vom Schiff aus hinüber zu schauen auf leere Hochhäuser, ehemalige Hotels etc. Auf dem Land hinüber fahren geht nicht.

Die griechischen Zyprioten haben statt Famagusta als neue Touristengegend Ayia Napa gebaut, es ist das Gebiet vom rechten unteren Zipfel „Cape Greco“ links entlang die ganze erste Ausbuchtung. Links daneben, in der nächsten Ausbuchtung, liegt auch der beliebte Nissi Beach. Dorthin haben wir einen Ausflug gemacht, dazu gibt es einen eigenen Beitrag.

Im Süden gibt es noch immer viel Landwirtschaft und Viehzucht.

Die griechischen Zyprioten sahen sich nach der Teilung Zyperns urplötzlich ohne Flughafen international abgeschnitten (der ursprüngliche liegt nahe Nicosia, nun im türkischen Teil) und das blieb 3 Monate so, bis sie innerhalb von 5 Wochen einen neuen in Larnaca gebaut hatten, der später größer und neuer daneben gebaut wurde. Inzwischen gibt es einen zweiten kleineren in Paphos.

Interessanterweise war eine Freundin von mir letztes Jahr im türkischen Teil von Zypern in Urlaub. Dort wurde den Touris u.a. erzählt, dass die Teilung Zyperns ähnlich wie die Teilung Deutschlands entstanden sei. Dass der türkische Teil wie einst Ostdeutschland verarmt sei. Dass reiche Araber kommen, Hotel-Anlagen mit Casino bauen und dort den Teil leben, den sie im eigenen Land nicht leben dürften, so dass Parties hinter verschlossenen Türen stattfänden. Den Zyprioten sei es egal, Hauptsache Geld komme ins Land. Außerdem: Besuch zur Familie in den anderen Landesteil gehe nur über einen Flug in die Türkei, weiter nach Griechenland und von dort nach Zypern in den südlichen Teil, auch wenn es nur wenige Kilometer direkt durch Nicosia wären.

Es ist berührend und desillusionierend, was sich da politisch abspielte und abspielt. Unser Reiseleiter für den Paphos-Ausflug sprach von unterschiedlichen Befürchtungen für die Zukunft. Einerseits hätten die Türken angekündigt, soundsoviele Türken im südlichen Teil Zyperns anzusiedeln, bis sie mengenmäßig auch im Süden mehr wären als die Griechen, so dass sie auch dort die Herrschaft übernehmen könnten und alles nach ihren Regeln laufe. Außerdem sei offen, ob die Briten irgendwann nicht wieder mehr Militär nach Zypern bringen und wieder mehr Macht beanspruchen. D.h. die griechischen Zyprioten empfinden ihren momentanen „Frieden“ durchaus als fragil und u.U. vorübergehend.

Nachdem ich mich mit all dem auseinander gesetzt hatte empfand ich einmal mehr, dass Politik eine schmutzige Angelegenheit ist.